Ulysses Alphabet

Austria / 2022 / Animation / 03:59 min

James Joyces Jahrhundertroman Ulysses hat den Status eines der prägenden Schlüsselwerke der modernen Literatur erlangt. Er hat nicht nur das Schaffen des 20. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusst, sondern liefert auch zahlreiche Inspirationsquellen für das literarische Schaffen des 21. Jahrhunderts. Es scheint, dass es auch heute, 100 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung, seiner Zeit immer noch voraus ist. Der Roman besteht aus 18 Kapiteln. „Ulysses Alphabet“ baut darauf auf und transportiert die Struktur des Romans in die Bildebene, während sich die stilistische Vielfalt in der Filmmusik widerspiegelt: 36 Zeichen, die Buchstaben des Alphabets und die Zahlen 0-9 rotieren im Uhrzeigersinn auf einer Kreisscheibe . Jedes Zeichen ist in zwei Teile unterteilt, einen roten und einen schwarzen. Die Kreisscheibe, auf der sich die Figuren bewegen, ist zweifach geteilt, nämlich in 12 Teile und 9 Teile. Die roten Zeichenkomponenten bewegen sich auf dem 12-teiligen Kreis und die schwarzen auf dem 9-teiligen Kreis. Dadurch gehen die schwarzen Teile der Zeichen den roten voran. Im Verlauf aller 36 Zeichen vollenden die roten Teile drei Runden des Kreises, während die schwarzen Teile vier Runden absolvieren. Die Animation stoppt bei Buchstaben, die sich zu folgendem Text summieren: „James Joyce Ulysses 1922 ; 2022“. Ausgehend von der stilistischen Komplexität von Ulysses unterstützt die Musik zum Film einerseits den Rhythmus der Kreisbewegung, andererseits weicht sie immer wieder von dieser strengen Zeitskala ab. Im Wechsel und der Überlagerung von 3- und 4-stimmigen Perioden entstehen kurze Tanzepisoden, Anfänge tonaler Strukturen, musikalische Assoziationsketten, melodische Motive und harmonische Strukturen aus Industriegeräuschen.
Samstag 02.Juli 22:00
Directors Block 3


Film maker
Christoph Theiler

Christoph Theiler (1959 / BRD) lebt seit 1982 in Wien. Er studierte Klavier bei Erich Appel in Nürnberg, bei Edgar Trauer in Stuttgart und Leonid Brumberg in Wien. Schlagzeug bei Hermann Schwander in Nürnberg. Als Komponist ist er Autodidakt. Er begann zunächst eine umfangreiche Konzerttätigkeit als Solist und Kammermusiker. Diese beendete er 1998, um sich ausschließlich auf das Komponieren zu konzentrieren. 1995 gründete er zusammen mit Renate Pittroff das Theater "meyerhold unltd." und die Künstlergruppe „wechselstrom“. Sie betreiben in Wien einen Off Space „Galerie Wechselstrom“, ein Raum für Ausstellungen, Medienaktivismus und alle Kunstformen am Rande der Kultur. Seit 1997 arbeitet er im Bereich Hörspiel und experimentelle Radiokunst. Neuere Arbeiten sind im Bereich Multimedia, Klanginstallation, Performance, Intervention und soziale Skulptur angesiedelt. Sein Werkverzeichnis umfasst etwa 100 Kompositionen, 40 Theater- und Rundfunkmusik und 70 interdisziplinäre Werke. Werkauswahl: Piefkedenkmal - Bau eines Denkmals für den Musiker Gottfried Piefke, der auch Namenspatron des bekannten österreichischen Schimpfworts für Deutsche ist (2009 Gänserndorf) Samenschleuder - Werkzeug für umweltbewusstes Autofahren (2009 Weinviertel, Niederösterreich) Spürhund - Verfolgen eines (Ihres) Hundes und Verfolgen der Route mit GPS-System, dann Drucken und Verteilen neuer Wanderkarten (2008 Mostviertel, NÖ) Gemeinschaftsspiel - Tool zur Verteilung von staatlichen Zuschüssen mit einem gemischten System aus demokratischer Abstimmung und Zufallswahl control (2006 Wien - Ausschüttung Euro 125.000,--) Flüsternde Knochen - Theaterstück zum Thema, wo A. Hitlers Gebeine bleiben (2004 Wien, rta-wind-channel) Reply - Mailing-Aktion: Mozarts Bettelbriefe erneut versenden unter eigenen namen an 270 menschen, die 100 reichsten deutschen und österreicher, hohe kulturmanager und künstler des klassischen musikbetriebs und alle mitglieder der österreichischen regierung (2005/06 Wien) Kalbsembryonenver kostung - Essen eines Kuhembryos (2009 Wien) Re-Entry: Leben in der Petrischale - Oper für Oldenburg 2010 „Fluid Control“ – Wasser als elektronisches Gerät nutzen (2012 - laufend) „Scribo“ - Werkzeug zum Malen von Musik mit leitfähigen Tinte (2020 - laufend)